Schwyzer Panoramaweg Holzegg Einsiedeln

Früher Vogel fängt den Wurm. Am Bus um 6:30 Uhr treffen sich die ersten (schrägen) Vögel, die sich mit Erkennungsmerkmalen wie Rucksack, teilweise auch Seil und Helm,  als Gleichgesinnte zu erkennen geben und sich in aller Frühe irgendwohin zu einer Wandertour aufmachen. Das Wetter ist hervorragend - bereits jetzt 7° - und die Herbstsonne soll sich heute reichlich von ihrer besten Seite zeigen. Das muss sie ja auch, schließlich habe ich eine besondere Wanderstrecke vor mir die ich bereits seit einiger Zeit aus schechtwetter-Gründen vor mir herschiebe. 

Der Schwyzer Panoramaweg 63 ist heute 'fällig', Strecke Holzegg nach Einsiedeln, knapp 19 km bei 1025 m Aufstieg und 1550 m Abstieg. Das herrlich gelegene Einsiedeln mit dem weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannten Kloster übt ohnehin eine große Faszination auch auf viele Naturfreunde aus. Es ist nicht das erste Mal, dass ich diesen Ort heute besuchen werde; nur der Weg dahin, der ist neu, und nicht ganz ohne. Höhenwanderung, rot-weisse Markierung, als "mittel"-anstrengend eingestuft. Aber bis mit der Wanderung begonnen werden kann muss ich erst einmal fünfmal umsteigen (Bus, Zug, S-Bahn, Bus...), was früh morgens die erste Herausforderung darstellt. Von Brunni im Alptal führt eine Gondel hinauf zum Fuss des Grossen und Kleinen Mythen, diesem wunderbaren Berggespann, und von dort zeigt sich dann das gesamte Rundumpanorama der Urner und Schwyzer Alpenwelt. So steht es jedenfalls im Reiseführer. Um es genau zu sagen: laut Reiseführer erhält derjenige diesen Panoramablick, der sich rund eine Stunde mehr Zeit nimmt und gleich zu Anfang der Wanderung auf die Rothenflue klettert. Also denke ich mir - es ist schließlich gerade mal 8:00 Uhr und ich sitze noch immer im Zug - dass ich diesen Umweg bei klarem Wetter und dem versprochenen Blick tatsächlich in Angriff nehmen werde. Wenn ich nur wüsste, wie ich so eine Routenänderung in mein Navigationsgerät eingebe. Ich versuche es tapfer, kriege es aber natürlich nicht hin. Also: Gottvertrauen und nach der Sonne richten. Und natürlich im Zweifelsfall die Papierkarte befragen, die ich seit neustem immer aus Sicherheitsgründen mit dabei habe. Nicht dass ich sie lesen könnte - es sieht aber toll aus, wenn man sie aufklappt und reinschaut. 

Um 8.38 Uhr geht es in Einsiedeln weiter mit dem Bus 554 Richtung Brunni zur Talstation KBH. Stahlblauer Himmel, und die rund 25 Wanderfreunde im Bus mit mir sind allesamt wahre Wetterglückskinder. Nur 5 Personen steigen mit mir in die Gondel, die anderen haben anderes vor. Und oben dann - bei schönstem Sonnenherbstlicht, zeigen sich die beiden grossen und kleinen Mythen mit einer wirklich beachtlichen Schönheit. Es macht fast sprachlos, wie sie da herausragen, dicht nebeneinander, und rundherum die Wanderlandschaft bestückt mit Tannenwald. Fast wie im Märchen, denke ich, und tatsächlich: Die Gegend um die beiden Mythen ist von einer ganz besonderen Schönheit. Insgesamt werde ich 7.5 Stunden unterwegs sein bei 6 Stunden reiner Wanderzeit. Anstrengend ist der weg durchaus, insbesondere weil er auf den rotweiss markierten Strecken, die häufig durch den Wald führen, extrem matschig ist und der Fuss hier und da schon einmal komplett darin versinkt. Hiking Stöcke sind daher sehr empfehlenswert. Natürlich sind die Herbstlichter, der Herbsthimmel und der Herbstwald zu eben dieser Jahreszeit gerade bei einem wolkenfreien Tag wie heute ein ganz besonderes Erlebnis. Die Strecke ist zudem gut ausgeschildert und nur an wenigen Stellen anspruchsvoll, was bedeutet, dass man sich auf dieses wunderbare Naturerlebnis voll und ganz einlassen und es geniessen kann. Das tue ich auch. Besonders faszinierend ist dabei immer wieder dieses Berggespann Kleiner & Grosser Mythen, das das Zentrum dieser gesamten Wanderung darstellt. Immer wieder tauchen diese beiden Berge vor den Augen des Wanderers auf, aus unterschiedlichsten Perspektiven, zeigen sie sich in unterschiedlichen Formen, Farben und Licht. Sie strahlen eine eigenartige, ganz besondere Ruhe aus, diese beiden Steinkerle, und es freut mich jedesmal, wenn sie nach der nächsten Kurve erneuert um die Ecke "luegen".


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