Jura Höhenweg: Von Staffelegg nach Brugg

Um 9.39 Uhr fährt der Bus ab Bahnhof Aarau los in Richtung Staffelegg. Heute steht eine weitere Route des Jura Höhenwegs auf dem Programm, und zwar die 17 km Strecke von Staffeleg nach Brugg. Rund 4,5 Stunden reine Wanderzeit bei keinem nennenswerten Schwierigkeitsgrad. Das Wetter ist herbstbescheiden, 8 Grad und bedeckt, leichter Regen am Nachmittag möglich. Mit dabei habe ich heute das neugekaufte Garmin 64s Navigationsgerät- das Oregon 600t reicht mir, was die Bedienungsfreundlichkeit betrifft, nicht aus. Also bin ich einen Schritt zurückgegangen und habe mir ein Gerät geholt, das doch tatsächlich noch über Druckknöpfe (9 an der Zahl) bedient wird. Bereits jetzt ist mir das 64s sympathischer als das deutlich teurere Oregon. Wenn es jetzt noch halbwegs funktioniert*... Mit dabei habe ich auch eine GPS-fähige Wanderkarte, Massstab 1:60.000. Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste. Um 9:55 Uhr erreicht der Bus das Staffelegg und gemeinsam mit mir steigen einige Wanderwillige aus. 

Tourbeginn für Tapfere

Gleich zu Beginn der Route grüsst ein freundliches Schild (s. Foto), das da offensichtlich schon länger hängt: Betreten der Grundstücke, so steht es da, ist verboten und wird mit 20 bis 100 CHF geahndet. Auch Schadensersatzfolgen werden angedroht, vermutlich für die durch Fussdruckgewalt erfolgte Eindrückung des Ober- und Unterbodens. „Aarau, 6. August 1974, der Gerichtspräsident.“ ‚Ein schöner Auftakt zu Wanderung’, denke ich, zumal: seit über 40 Jahren hat man hier die Preise nicht erhöht, und 20 Franken ist mir der Spass dann doch schon wert. 


Die Wanderung beginnt also mit reichlich krimineller Energie, und schon nach wenigen Minuten deutet sich die nächste Herausforderung an. Zwei junge Damen hinter mir haben nicht nur die gleiche Schrittgeschwindigkeit wie ich, sondern darüber hinaus ein extremes Mitteilungsbedürfnis über persönlich Erlebtes der vergangenen Woche, welches sie – dank bestens ausgestatteter Kommunikationsorgane  – auch mit mir teilen. Nach 15 Minuten (es geht um den Mittwochabend Film auf Pro Sieben) kommt mir die rettende Idee: in der Ruhe soll auch ja die Kraft des Wanderns liegen, und um diese zu finden, begehe ich gewissermassen ein taktisches Foul. Ich bleibe am Wegrand stehen und lasse die Kommunikationsbeauftragten für Privatereignisse an mir vorbeiziehen, bis sie ausser Sicht- und ich ausser Hörweite bin. Weiter geht's. 

 

Die Wanderoute Staffelegg/Brugg ist keine spektakuläre, aber das muss eine Strecke ja auch nicht sein. Es geht zügig voran, die höchste Steigung ist der Hochstand, auf dem ich mich zur ersten Rast begebe. Nach 2/3 der Strecke kommt zweifellos der Höhepunkt in Sicht, die berühmte, mystische und sagenumwobene Linner Linde. Dieser mächtige und mit rund 800 Jahren älteste Baum im Aargau hätte, könnte er denn reden, wohl einige Geschichten zu erzählen. Fest steht, dass man seinen Schatten meiden sollte – heute war es ja glücklicherweise bewölkt... Der Linner Linde Schatten hat schon die Habsburger das Fürchten gelehrt.

 

Bei Schinznach Bad beginnt der wirklich schöne Endspurt unserer Route. Hier wird die Aaare geteilt und gestaut, und trotz aller Eingriffe in den natürlichen Lauf ist hier eine beeindruckende Auenlandschaft entstanden, die nun die nächsten 30 Minuten der Wanderung bestimmt. Der Weg endet am Bahnhof in Brugg. Die Wanderzeit inkl. zwei Pausen beträgt rund 5 Stunden.

 

Garmin 64s

*Noch ein Wort zum Garmin 64s: Der erste Eindruck nach dem ersten Einsatz ist positiv. Die Bedienung und Handhabung des Geräts ist deutlich einfacher und leichter nachvollziehbar als z.B. beim Oregon 600t. Das liegt hauptsächlich an den Buttons, durch die sich Bedienung leichter gestaltet als mit dem Touchscreen des Oregon. Es gab zwar einen richtigen Navigationscrash, als direkt an der Linner Linde (dem magischen Baum...) eine komplett falsche Route angezeigt wurde, die mich für kurze Zeit ins Nirgendwo schickte. Erst durch einen Neustart der Route fand das Gerät dann wieder die saubere Wegführung. Möglicherweise lag dies aber auch an meinem ständigen Hin- und Herschalten zwischen den installierten Karten (TOPO CH auf SD Karte; OSM D & CH auf dem Gerät). Oder aber die Linner Linde duldet keinen technischen Navi-Schnickschnack. Noch etwas: Als ich am Tag zuvor die TOPO Deutschland (SD Karte) probeweise einlesen wollte, gab es die Fehlermeldung "Karte nicht freigeschaltet." Das online-Freischalten auf der garmin Homepage funktionierte - oh Wunder - natürlich  auch nicht. Garmin nervt immer wieder mit solchen Mätzchen, die es sich ja zudem teuer bezahlen lässt. Aber dafür kann das Navi 64s ja nu auch nix.



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